((From Berliner Morgen Post, 27 September 2008)

Killing Joke sind wieder auf der Höhe der Zeit

Samstag, 27. September 2008 03:54  - Von Michael Hufnagel

Viele Bands wirken durch die Probleme der Musikindustrie wie befreit, müssen sie auf Konzerten doch nicht mehr nur ein neu veröffentlichtes Album herunterspielen. Auch Killing Joke haben reagiert. Die englischen Kultrocker wissen, dass die Band nicht zuletzt wegen ihrer frühen Werke zur Zeit des Post-Punk verehrt wird.

 

Also stellte das wieder in Urbesetzung antretende Quartett beim ersten von zwei Konzerten im Columbia-Club die Songs der ersten beiden Alben "Killing Joke" und "What's This For....!" nahezu komplett vor - 25 Jahre nach deren Entstehung.

Immer im Mittelpunkt des Geschehens: Jaz Coleman. Früher ist dieser außergewöhnliche Frontmann mit indianischer Kriegsbemalung aufgetreten oder hat sich Ruß ins Gesicht geschmiert. Heute sieht er mit grauem Overall und ohne Make-Up ungleich zivilisierter aus, aber in seinem Gesicht ist nach wie vor die Besessenheit von früher abzulesen. Mit Schlagzeuger Paul Ferguson ist auch das zweite Gründungsmitglied von Killing Joke nach langer Abstinenz wieder mit von der Partie. Er ist das rhythmische Rückgrat der Band. Bassist Martin Glover, unter seinem Künstlernamen Youth auch als Produzent erfolgreich, unterstützt ihn mit unnachgiebigen Tieftönen, während Geordie Walker durch nörgelige Laute an der Gitarre auffällt.

 

Gemeinsam erinnern sich die Musiker auch an ihre Zeit in Berlin. Mit dem hypnotischen Stück "S.O. 36" etwa, aber auch mit dem später entstandenen Stampfer "Eighties", der in den Hansa-Studios aufgenommen wurde. Als die Band den Song seinerzeit live im Metropol vorstellte, war es so laut, dass einige Fans danach mit Hörschäden ins Krankenhaus mussten. Dieses Mal hält sich die Phonstärke im Rahmen, aber Killing Joke sind keineswegs harmlos geworden. Ihr spannungsgeladener Weltuntergangsrock wirkt vor dem Hintergrund größerer politischer Unruhe wieder hochaktuell.